Monat: August 2010
Dinge, die wir nicht wissen #updated#
Wir sind allwissend, auf einem Niveau angekommen, das kaum noch Überraschungen zu lässt. Alles ist Wissenschaft, alles voraus berechnet. Zurzeit beliebt sind die „interesting Fact“ Videos bei denen verblüffende Erkenntnisse der Menschheit zur Schau gestellt werden. Doch es ist auch einmal interessant zu beleuchten, was wir eigentlich NICHT wissen. Das ist nämlich eine ganze Menge. Auch wenn man beachtet, dass eine Menge unseres heutigen, selbstverständlichen Wissens, auf blanken, noch unbewiesenen Theorien beruht.
„Die Erde ist eine Scheibe?“
Wie viele der heutigen, als selbstverständlich angenommenen Fakten, werden bald unsere heutige Zeit lächerlich erscheinen lassen? Ist unsere grenzenlose, wissenschaftliche Arroganz eigentlich begründet? Mit der Auflistung dieses nicht Wissens, möchte ich keineswegs gängige Theorien anzweifeln. Doch möchte ich zum darüber nachdenken anregen, dass es sich eben um THEORIEN handelt, bei denen wir noch nicht in der Lage waren, sie zu beweisen.
Was wir nicht wissen:
woher das Leben auf der Erde stammt
ob es ein Leben nach dem Tod gibt
was die Seele ist
wie Gewitterblitze entstehen
ob es Leben außer dem unsrigen im Universum gibt
ob das Weltall unendlich ist
ob es Gott gibt
ob es eine unnatürliche Klimaerwärmung gibt
wie der Erdkern aussieht
was dunkle Materie ist und ob es sie überhaupt gibt
ob und warum Gebete helfen
ob der Tod vermeidbar ist
ob es Kugelblitze gibt
ob Tiere denken
warum wir leben
woher die Erdanziehungskraft kommt
woher Magnetismus kommt
wie Fliegen, fliegen können
wie das Universum entstanden ist
was schwarze Löcher sind
ob die Relativitätstheorie stimmt
wie Katzen schnurren
Warum Mammuts ausgestorben sind
ob die Evolutionsbiologie Recht hat
ob Zigaretten schädlich sind
ob Handystrahlung schädlich ist
Was vor dem Urknall war
ob Zeitreisen möglich sind
wozu der Blinddarm da ist
wie es in der Tiefsee aussieht (der Mond ist mehr erforscht als die Tiefsee)
Wisst ihr noch, bei welchem erklärten Wissen unserer Zeit es sich eigentlich nur um Theorien handelt? Immer her damit 🙂
Streichliste Chemnitz, oder wie die Finanzkrise beim Bürger ankommt #updated#
Die Weltweite Finanz- und Marktkrise ist noch immer in Ihren Anfängen und gönnt sich auf der Konzern- und Politebene gerade eine kleine Pause, bevor es in die Finale Phase geht. Für eine andere Ebene, nämlich die des normalen Bürgers, hat die Krise erst vor wenigen Wochen und Monaten begonnen. Nämlich mit den Ankündigungen und Umsetzungen verschiedenster Sparmaßnahmen.
An deren Umsetzung und Kommunikation kann man gut die Angst der oberen ablesen, das Volk könne und werde sich auflehnen. So werden wichtige Informationen vor enthalten, vertuscht, oder über die allseits beliebte Salamitaktik unters Volk gebracht.
Am Beispiel von Chemnitz möchte ich zeigen was passiert und wie. Die Stadt (240.000Einwohner) ist chronisch pleite und steht wie so viele andere deutsche Kommunen am Abgrund. Seit Monaten werden hektisch Sparmaßnahmen geplant und verkündet, jedoch kaum, oder nur Scheibchenweise kommuniziert. Das führt dazu dass der Bürger gänzlich un- oder nur mangelhaft informiert ist. Ein koordinierter Widerstand des Bürgers wird somit im Keim erstickt. In Chemnitz gehen so in einer Woche 300 Studenten gegen Einsparungen an der Uni, zwei Wochen später die Schüler, wegen der drohenden Schließung eines Freibades auf die Straße.
Ich habe in einer aufwändigen Recherche (die noch nicht abgeschlossen ist) eine Auflistung aller geplanten und umgesetzten Sparmaßnahmen, die Chemnitzer Bürger trifft, erstellt. Dabei habe ich keinen Unterschied gemacht, ob die Entscheidung von der Stadt, dem Land, oder dem Bund gefällt wurde. Das Ergebnis wirft Licht auf die massiven Veränderungen in unserem Leben der kommenden Monate. Falls irgendjemand über Sparmaßnahmen weiß, die hier noch nicht aufgelistet sind, mailt bitte an kontakt@leonard-goldmann.de
Der Beitrag wird fortlaufend aktualisiert und wieder nach oben geholt. Bei allen Maßnahmen handelt es sich um bereits durch geführte, geplante, oder angedachte Maßnahmen. Bitte macht dich auch darauf aufmerksam wenn ein Punkt „vom Tisch“ sein sollte.
1. Öffentliches Leben
– 4 neue Blitzer im Stadtgebiet
– sehr viele heute gebührenfreie Parkzonen werden kostenpflichtig
– Chemnitzer Verkehrsbetriebe erhöhen die Gebühren drastisch
– gebührenfreies Parken an Samstagen wird abgeschafft
– Samstagsdienst bei Politessen
– Im Stadtgebiet wird die Zahl der Verkehrsschilder drastisch reduziert
– die eh schon stark unterbesetzte Polizei, wird verstärkt zu Kontrollen des fließenden und stehenden Verkehrs heran gezogen (Knöllchen schreiben)
– das Festival „Begegnungen“ wird eingestellt
– Theater, Kunstsammlungen und Museen sollen künftig gemeinsame Projekte starten um so mehr Geld ein zu sparen
– DAStietz, Musikschule und das Kulturbüro werden zusammen gelegt, Personal entlassen
– Einsparungen bei den Kunstsammlungen, bei gleichzeitiger Erhöhung der Gebühren
– 1,2 Millionen € sollen bei der Pflege von Parks und öff. Einrichtungen gespart werden dabei werden einige Flächen gar nicht mehr gepflegt, 30 Menschen werden entlassen
– massive Einschränkungen bei der Schuldnerberatung
2. Öffentlicher Dienst
– Beamte der Justiz (und Richter) erhalten ab 2011 kein Weihnachtsgeld mehr
– Verschiedene Abteilungen der Stadt werden privatisiert- somit Entlassungen
– in den Ämtern wird jede 6te Stelle gestrichen
– frei werdende Stellen werden nicht neu besetzt
3. Bildung
– 6 Grundschulen werden geschlossen
– Studenten bekommen die Semestergebühren nicht mehr erstattet
– Betreuungszeiten in Kitas werden auf 6h täglich reduziert
– massive Einschränkung bei der Finanzierung der Verpflegung bei Kitas
4. Stadtbibliothek
– Bücherbus wird eingestellt
– Entlassungen
– Verkürzungen der Öffnungszeiten
– Einschränkungen der Angebote
5. Botanischer Garten
– 6 Entlassungen, Einstellung der Tierhaltung, Einstellung der Pflege der Außenfläche, Bewirtschaftung der Gebäude nur noch solange die Bausubstanz hält= faktisch sprechen wir von der Schließung
6. Freibäder und Sporteinrichtungen
– Gebühren und Eintrittsgelder werden um 20% erhöht
– Die direkte Sportförderung wird um 20% reduziert
– Bernsdorfer Freibad (das größte in Chemnitz) wird geschlossen
– Saunen und Angebote in den Freibädern Gablenz und „Am Südring“ werden geschlossen
7. Vereine
– alternatives Jugendzentrum AJZ Talschock durch mittelstreichung von Schließung bedroht
8. Museen
– Strassenbahnmuseum rechnet mit Einstellung der Förderung in 2011 und damit verbundenen massiven Einschnitten bei Personal und Angeboten
9. Steuern
– Erhöhung der Grundsteuer B um 22%
– Erhöhung der Hundesteuer
der Datenschutz- oder wie einfach es sein kann wenn man nachdenkt
Seit Monaten beobachte ich mit Grausen die deutschen Datenschutz Debatten, die völlig an der Zeit, der Zukunft und dem Thema vorbei gehen. Bisher habe ich grundsätzlich drei verschiedene Gruppierungen ausmachen können.
Zum einen die Politiker. Menschen die für permanente Überwachung und eine totalitäre Neuausrichtung stehen. Menschen, die schon mit der Verabschiedung kleinster Gesetze, regelmäßig unsere Verfassung brechen. Menschen, die Angst vor Kontrollverlust haben. Was sagte nicht die FDPlerin Gisela Piltz kürzlich zur möglichen Veröffentlichung ihres Hauses bei google Streetview:
„Ich habe bereits vor Wochen Widerspruch eingelegt, weil ich Schnüfflern gern die Tour vermassle und selbst darüber entscheiden möchte, wer was von mir weiß.“
Das ist in meinen Ohren blanker Sarkasmus. Diese Gruppe stellt zwar gottseidank nicht die Masse der Meinungen, doch verfügt sie über die gesamte Macht auf Entscheidungen und Medien.
Natürlich gibt es dann noch die breite Masse derer die das Internet nutzen, sich ständig sorgen über ihre Privatsphäre machen, aber kein Problem damit haben bei jeder noch so erkennbaren „Facebook Spam Gruppe“ bei zu treten und ihre Daten und die ihrer Kontakte so frei zu geben. Sie sorgen sich darum ob ihr Haus bei streetview abgebildet ist, die Saufbilder vom letzten Wochenende werden aber großzügig publiziert. Die Mailadresse wird geschützt, kann nicht jedem so gesagt werden, aber jeder Pornoanbieter hat sie. Für sie ist der „safe mode“ im Browser die Allzweckwaffe um Ihre Herkunft zu verschleiern.
Natürlich gibt es auch eine kleine Gruppe (der auch ich angehöre) die sich zukunftsorientiert mit dem Thema befassen und ganz ehrlich? Ich habe keine Angst vor streetview! Weil ich weiß das mein Gesicht, mein Haus, mein Auto zufällig bereits auf tausenden Urlaubsbildern fremder Leute zu sehen ist. Schon meine Großeltern sind vielleicht zufällig auf Postkarten von Wernigerode gelandet. Ich habe keine Ahnung in welchen Fotoalben, Zeitungen, Blitzern, Satellitenfotos, und Fernsehsendungen mein Gesicht, mein Haus, oder mein Auto schon war. Falls nun mein parkendes Auto in Googles streetview Dienst zu sehen ist- who cares? Unabhängig davon sprießen Fotodienste wie streetview geradezu tausenden aus dem Boden. Die Menschheit fotografiert und filmt wie nie zuvor. Google streetview und Konkurrenzdienste ab zu schalten, kommt vor einem privaten Upload verbot bei Youtube, oder Flickr.
Das Internet ist kein Teufelszeug. Wir brauchen keine separate Polizei, oder Gesetze dafür. Anstand, Moral, Vernunft und Gesetzestreue reicht vollständig aus um sich im Internet wie auch im normalen Leben problemlos zu bewegen.
So nutze ich zum Beispiel bereits seit 8!!!Jahren, keine Virenscanner mehr. Erstens verlangsamen die mein System zur sinnlos. Zweitens gehe ich davon aus, dass selbst die großen Hersteller von Scannern, meine Daten im großen Stil abgreifen und nutzen. Ich habe die Firewall des PC`s und des Routers an. Ich besuche keine dubiosen Seiten, ich öffne KEINE Mailanhänge von Menschen die ich nicht kenne und verhalte mich ebenso vorsichtig wie im realen Leben. Ergebnis- einmal im Jahr mache ich meine PCs neu und führe kurz vorher einen Scan durch- keine Viren, keine Trojaner, nix!
Ich habe auch keine Angst davor, dass meine Daten oder Wege aufgezeichnet werden. Ich weiß es wird sowie so getan! Ich bin zwar dafür dies ständig zu minimieren und offen zu legen. Aber es ist ja nicht so dass man mir nicht auch im realen Leben folgt. Meint ihr nicht das euer Netzbetreiber nicht genau sagen kann wo ihr gerade mit eurem Handy seit/ wart? Meint ihr nicht das eure Kreditkarten/Edeka/PayPal oder sonst was Card genug über eure Bewegungen und Vorlieben aussagen? Was denkt ihr wie viele staatliche und private Kameras euch jeden Tag filmen? Wem das noch nicht reicht, der läuft euch einfach nach. Das ist nicht erst seit heute so.
Bevor ich im Internet kaufe, erkundige ich mich zu erst nach der Seriosität des Anbieters und lasse mein Hirn nicht von der Gier nach dem besten Preis leiten, somit hatte ich auch noch nie Probleme. Im realen Leben ist das ähnlich. Noch nie bin ich in den Hinterhof eines Elendsviertels gegangen um von einem verlotterten Menschen eine billige Nobelkarosse zu erwerben.
Die Beispiele könnten noch ewig weiter geführt werden es bleibt immer bei derselben Kernaussage. Auf das Internet sollte man, wie auch auf das reale Leben, vorbereitet werden. Dann braucht man auch keine Sonderregeln, Gesetzesänderungen oder solch sinnlose Debatten!
boykottiert BP
Das Ölleck im Golf von Mexiko ist geschlossen, der Medientross zieht weiter. Die Empörung beim Bürger flaut ab, „gerade nochmal alles gut gegangen“ könnte man meinen. Doch genau das Gegenteil ist der Fall.
1. BP hat, wie heute klar ist, die Katastrophe fahrlässigst herbei geführt. Die Zustände bei anderen Ölförderern und den anderen BP Projekten sind nicht grundlegend anders
2. BP hat bewiesen, dass es keinen Plan für Unglücke dieser Art gibt
3. BP hat die Öffentlichkeit und die Regierung vorsätzlich getäuscht und unvollständig informiert- bis heute
Als ob dies alles noch nicht genug wäre ist klar, dass tausende Kilometer amerikanischer Strände auf Jahrzehnte verseucht sind und bleiben. Jeglicher Schutz ist sinnlos. Die Zerstörungen der Tiefsee sind in ihren Dimensionen nicht abschätzbar. Es darf jedoch getrost davon ausgegangen werden, dass der gesamte mexikanische Golf zu einem Hiroshima der Weltmeere verrottet.
Mit gigantischen Medienkampagnen a la „BP take care“ versucht BP nun das Vertrauen zurück zu gewinnen. Die US Regierung hat sich unter der Führung Obamas gern kaufen lassen und die gesamte Küstenwache in seinen Dienst gestellt. Tausende Fischer und Anwohner erhalten „stillhalte- und Schweigeprämien“. Die Presse und die Öffentlichkeit werden ausgeschlossen. Foto- und Interviewverbote sind Usus. Dazu ranken sich Gerüchte, dass durch das Leck noch gar nichts vollständig abgedichtet sei, bzw. bis zu 18 neue Löcher am Meeresboden, aufgrund des Drucks aufgerissen sind.
Ich bin normalerweise kein Fan von Boykott aufrufen. Doch in diesem Falle finde ich es angemessen:
Boykottiert BP, Aral, Castrol!
Ein Konzern, der eine derartige Katastrophe verursacht, nicht dazu steht, die Öffentlichkeit derart hinter das Licht führt, MUSS zerschlagen werden. Nicht verkauft, nicht übernommen, sondern zerschlagen und aufgelöst. Nur dann kann er als Warnsymbol für andere Konzerne gelten. Solange es möglich ist, das BP trotz derartiger Probleme noch Gewinne einfährt und Dividenden zahlen könnte, ist es anderen Konzernen, Anlegern und Banken egal was die Umwelt und die Öffentlichkeit denkt und tut.
Also, wenn ihr etwas für die Umwelt und die folgenden Generationen tun wollt, helft BP für alle Zeit zu zerstören, so wie es BP mit der Umwelt getan hat. Dies ist der einzige Weg um eine Deutsche Bank, Texaco, Commerzbank, Microsoft und wie sie alle heißen, zu warnen, die Welt ernst zu nehmen.
Doppelspiel
Die Weltwirtschaft ist tot. Vereinzelt versuchen Währungshüter und Politiker den Patienten noch künstlich zu reanimieren, doch selbst Staaten und einst mächtigen Institutionen ist die Puste längst ausgegangen. Rohstoffpreise explodieren, Währungen taumeln noch, um sich in Kürze für einen Absturz in die Inflation, oder Deflation zu entscheiden. Die Arbeitsmärkte liegen am Boden, ohne Hoffnung auf Impulse. Die Verbraucher, hochverschuldet, sehen keinen Streif am Horizont.
Doch vor ziemlich exakt zwei Wochen war es soweit. Der Boom ist da. Einhellig publizierten die Medien frei erfundene Gewinnmeldung, alles ist blumig, wunderbar. Die Krise überwunden- Aufschwung für alle. Hartz IV wird erhöht, die Renten sind sicher- business as usual.
Was war nochmal mit den Sparpaketen, die noch dieses Jahr tausende Arbeitsplätze dahin raffen werden? Was ist eigentlich mit den 800Mrd EUR die 20 EU Banken in den nächsten 2 Jahren zahlen müssen? Was mit den völlig überzogenen Finanz- und Immobilienblasen, die größtenteils noch existieren. Hat sich seit 2008 etwa irgendetwas Systemisches verändert, oder verbessert?
Woher kommt also dieses propagandistische Signal? Wozu ist es da? Ist es der letzte Strohhalm? Soll versucht werden, Unsicherheiten vom Verbraucher zu nehmen, um an das letzte, verfügbare, reale Kapital zu kommen?
Diese Entwicklung lässt nichts Gutes erwarten. Lasst euch also nicht veralbern, bleibt wachsam. In Kürze erscheint hier ein Artikel, bei dem am Beispiel von Chemnitz, die wahren, kommenden Ausmaße der bisherigen Krise umrissen werden.
Nachtrag:
Meistens schreibe ich ja meine Artikel ein wenig vor. So auch diesen. Nachdem ich diesen Post verfasst hatte, begannen die Medien richtig auf zu drehen und von einem Beispiellosem Boom zu berichten. Real betrachtet handelt es sich um nichts weiter wie um Lageraufstockung und Vorproduktion. Ein „stärkster Aufschwung seit 1987“ relativiert sich ebenfalls wenn man betrachtet das es:
a) seit 1987 keinen richtigen Aufschwung gab
b) wir den größten Absturz seit 1949 hinter uns haben
wir kämpfen uns also gerade wieder auf den Stand der Wirtschaftsleistung der achtziger Jahre hoch. Von den nun realisierten Konzernzahlen, kommt nichts beim Arbeitsmarkt, geschweige denn dem Steuersäckl an.
Umso mehr- diese Art der Medialen Verdrehung von Tatsachen, dieser Hype einer versuchten Stimmungsmache ist außerordentlich gefährlich und besteht Grund zur Befürchtung das dies kalkuliert ist.
Stop Acta
10 Sekunden Teil III
Ich bin da.
Bebend, schlagend, wehend, sanft streichelnd.
Ich gebe Kraft.
Gebe vor, ziehe mit, lass erstarren und beende.
Ich bin flink wie der Wind und doch nur ein Hauch.
Gebe Atem, gebe Kraft, bin der Raum und die Freiheit.
Bin das Wissen der Zeit und der Speicher der Geister.
Ich fliege, spüre das auf und ab der Ströme. Ich genieße das kribbeln der Geschwindigkeit. Unter mir rast die Stadt, Verkehr, Busse und Bahnen.
Der Asphalt glüht, Motoren dröhnen, der Puls des Zentrums überdreht. Über den Park, die Bürogebäude, die Villen und die Mietskasernen, hinweg über parkende Autos, rüber zu dem alten Wohnblock.
Ein zugiger Spalt in einem alten Fenster.
Eine muffige Küche. Altbacken eingerichtet. Zusammengewürfelte Stühle und Möbel. Alte Emailtöpfe, gehäkelte Topflappen, dazwischen Dosen mit fertigen Spagetti. Unabgewaschenes Geschirr in der Spüle, der Tisch speckig und karg gedeckt. Es riecht leicht verbrannt.
Am Tisch eine junge Frau und ein Mann. Sie schweigen, essen. Die Löffel klingen hell beim berühren der Teller.
„kling, kling“
„ich weiß wirklich nicht wie ich das schaffen soll“ sagt die Frau.
Der Mann schweigt, schaut nicht, isst weiter.
„kling, kling“
Die Frau schaut wieder auf ihren Teller, isst.
Hinweg, hinfort, aus dem Fenster hinaus, hoch, auf in die Lüfte.
Hinweg, hinfort über Block, parkende Autos, die Mietskasernen und den Park.
Eva Herman, oder das Gute in uns?
Mehr als drei Wochen nun ist das furchtbare Unglück der Duisburger Massenpanik her. Dank stundenlanger Live Berichterstattungen während und nach der Love Parade, ist die sprichwörtliche Sau auch schon durch die Medien getrieben worden und taugt allenfalls noch als Vormerkthema für den Jahresrückblick. Das Einzige worum es nun noch geht, ist die Frage wann welcher Politiker durch wiederrum welchen ersetzt werden soll.
Ich möchte mich rückblickend, in diesem Zusammenhang, aber einem anderen Skandal widmen. Nämlich dem über die Äußerungen Eva Hermans zu diesem Event. Wenn man sich heute, mit halbwegs ruhigem Gemüt Ihren Artikel erneut durch liest und dann die völlig verzerrende Medienreaktion betrachtet, wird klar, dass es sich bei Eva Herman nicht etwa um eine Frau mit streitbarer Meinung , sondern ganz einfach um eine Frau MIT eigener Meinung, die aber der weichgekochten Gutmenschen Stimmung widerspricht, handelt. Damit trifft sie die gesamte Wucht der Medien und das wieder und immer wieder.
Ist denn das was sie schreibt so falsch?
„…Viele der Partygäste wirken auch in diesem Jahr bereits lange vor dem Unglück wie ferngesteuert. Betrunken oder vollgekifft, mit glasigen Blicken, wiegen sich die dünn bekleideten Körper in rhythmischem Zucken wie in Trance…“
„…Zudem, das wird auch schnell deutlich, birgt das »friedliche Fest fröhlicher, junger Menschen« in Wirklichkeit eine Menge Aggressionspotential. Der Alkohol und die Drogen wirken schnell, viele kommen bereits am Nachmittag in völlig verglastem Zustand an. Unkalkulierbar reagieren sie teilweise, als die Sicherheitskräfte eingreifen. Später wird sich herausstellen, dass an dem eingedrückten Zaun, an dem die »geilen Raver« (O-Ton BILD) von den Sicherheitskräften vorbeigeleitet werden sollten, die Wut sich entlud. Denn die Partygäste wollten sich eben nicht umleiten lassen… „
Oder auch:
„… Liebe.« Selten wurde ein Begriff mehr durch den Dreck gezogen als bei der Loveparade. Man fragt sich verzweifelt, welche Definition von »Liebe« die jungen Menschen durch derartige und leider selbstverständlich gewordene Falschbezeichnungen für das eigentlich Schönste und Höchste in dieser Schöpfung erhalten müssen?“
Ich war selbst auch 1997 auf der Loveparade. Es hat Spaß gemacht, jedoch muss ich klar, der Beschreibung Hermans zustimmen. Es ging um Drogen, Sex, saufen und das berühmte „über die Stränge schlagen“- das Ganze am besten bis der Notarzt kommt. Die Tatsache, dass sich eine gigantische Masse trifft um dies aus zu leben, sollte es nicht besser machen.
Ob man nun Hermans religiösen Grund O-Ton hören oder verstehen will, spielt keine Rolle, denn das ist und darf ihre Meinung bleiben. Ob das der Bild Zeitung gefällt ist dabei keine im Grundgesetz festgesetzte Voraussetzung. Also wer kann mir erklären was genau an Hermans Artikel falsch, oder empörend sein sollte?
10 Sekunden Teil II
Ich bin präsent
alles erfüllend, durchdringend, lastend auf der Welt
Ich gebe den Rhythmus
verhindere den Stillstand und die Ruhe
Gebe Atem, gebe Kraft, bin der Raum und die Freiheit.
Bin das Wissen der Zeit und der Speicher der Geister.
Ich fliege, spüre das auf und ab der Ströme.
Unter mir Städte und Häuser, Straßen und Bahnen, Menschen und Tiere.
Hupen, Qualm, Geplapper, Räder quietschen, Schienen kreischen, Maschinen dröhnen.
Über die Kreuzung, den Stau, die Seitenstraße, ein altes Jugendstilhaus. Ein offenes Fenster im vierten Stock.
Ein Wohnzimmer. Adrett eingerichtet. Bilder von Kindern und Hochzeiten an der Wand. Ockerfarbene Ledersofas, ein Glastisch, eine alte Kommode. Sauberkeit.
Ein Kind hockt im Schneidersitz vor einem leise laufenden Fernseher, die Mutter steht in der offenen Küche, schneidet Gemüse.
Das Messer klackert. Der Fernseher wispert.
Das Kind starrt ins Leere…
Hinweg, hinfort, aus dem Fenster hinaus, hoch, auf in die Lüfte.
Hinweg, hinfort über Haus, die Straße und den Stau.