Wann erwacht der Vatikan?

Das Christentum hat über Jahrhunderte Andersdenkende verfolgt und gejagt. Das ist nicht nur lange her, sondern man kann glaube ich klar sagen dass sich die Kirche von dieser Zeit auch klar distanziert hat.

Heut sieht es anders aus, denn heute werden die Christen verfolgt. Egal ob es Einschränkungen in der Religionsausübung in China, Vertreibung von christlichen Menschen aus den palästinensischen und muslimisch afrikanischen Gebieten oder auch die reihenweise Verhaftung von christlichen Konvertiten wie aktuell im Iran. Dort soll noch diesen Monat ein Gesetz in Kraft treten das den Abfall vom muslimischen Glauben unter die Todesstrafe stellt. Im Iran leben mehr als 200.000 Christen und Konvertiten. Doch warum schaut der Vatikan nur zu? Ist er nicht die größte nichtstaatliche Macht Europas? Verfügt er nicht über ein Weltumspannendes Netz an diplomatischen Kontakten, Helfern und Sympathisanten?

Der Papst jettet durch die Welt, setzt Grundsätze unter seiner Glaubensgemeinschaft durch, vermittelt weltweit gültige und gute Werte, schafft es aber nicht seine Schäfchen ernsthaft zu schützen, ja man kann sogar sagen, er versucht es gar nicht…
Vielleicht bin ich einfach nicht genug informiert, aber für mich wirkt es so als würde nicht nur die europäische Politik, sondern auch die Kirchen selbst, alle Augen zu drücken vor der Verfolgung und Ermordung der eigenen Leute. Ist das nicht ein wenig zu viel political Correctness vor anderen Kulturen?

6 Kommentare

  1. Der Vatikan vollzieht einen dramatischen Wechsel von einer Jahrzehnte langen Politik zum Schutz von unter muslimischer Herrschaft lebenden Katholiken. Die alten Methoden der stillen Diplomatie und der stummen Beschwichtigung haben klar versagt.

    Ein solchen Wandel konnte man schon zur Zeit Johannes Pauls II. hören. Kardinal Jean-Louis Tauran, ehemals das vatikanische Äquivalent eines Außenministers, führte z.B. Ende 2003 an, dass „es zu viele mehrheitlich muslimische Länder gibt, wo Nichtmuslime Bürger zweiter Klasse sind“. Tauran drängte auf gegenseitige Gleichbehandlung: „So, wie Muslime ihre Gebetshäuser überall in der Welt bauen können, sollten die Gläubigen anderer Religionen es auch tun können.“

    Katholische Forderungen auf gegenseitige Gleichbehandlung sind stärker geworden, besonders seit der Amtsübernahme von Papst Benedikt XVI. im April 2005, für den der Islam ein zentraler Sorgenpunkt. Im Februar betonte der Papst die Notwendigkeit „die Überzeugungen und religiösen Praktiken anderer zu respektieren, damit im Gegenzug die frei gewählte Religion auszuüben für alle wahrhaft sicher gestellt ist“. Im Mai betonte er erneut die Notwendigkeit der gegenseitigen Gleichbehandlung: Christen müssen Einwanderer lieben und Muslime müssen die Christen unter sich gut behandeln.

    Niederrangige Kleriker sind, wie üblich, freimütiger. „Die Radikalisierung des Islam ist die Hauptursache für den christlichen Exodus“, meint Philippe Brizar, der Generaldirektor des Oeuvre d’Orient, einer französischen Organisation, die sich auf nah- und mittelöstliche Christen konzentriert. Bischof Rino Fisichella, Rektor der Lateran-Universität in Rom, rät der Kirche ihr „diplomatisches Schweigen“ fallen zu lassen und statt dessen „Druck auf internationale Organisationen auszuüben, um die Gesellschaften und Staaten in mehrheitlich muslimischen Länder dazu zu bringen sich ihrer Verantwortung zu stellen.“

    Die Krise um die dänischen Karikaturen bot ein typisches Beispiel der katholischen Ernüchterung. Ursprünglich kritisierten Kirchenführer die Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen. Aber als Muslime mit der Ermordung katholischer Priester in der Türkei und Nigeria antworteten, ganz zu schweigen von Christen, die in fünftägigen Krawallen in Nigeria getötet wurden, antwortete die Kirche mit Warnungen an die Muslime: „Wenn wir unseren Leuten sagen, dass sie nicht das Recht haben zu beleidigen, dann müssen wir anderen sagen, dass sie nicht das Recht haben uns zu vernichten“, sagte Kardinal Angelo Sodano, Innenminister des Vaticans. „Wir müssen immer bei politischen Kontakten mit Behörden in islamischen Ländern unsere Forderung nach gegenseitiger Gleichbehandlung betonen; mehr noch, auch bei kulturellen Begegnungen“, fügte Erzbischof Giovanni Lajolo, der Außenminister, hinzu.

    Für Christen dieselben Rechte zu erhalten, derer Muslime sich im Christentum erfreuen, ist der Schlüssel für die Diplomatie des Vatikans gegenüber den Muslimen geworden. Dieses ausgeglichene, ernste Herangehen stellt eine tief greifende Verbesserung im Verständnis dar, die Folgen weit über die Kirche hinaus haben könnte, da viele Politiker ihrer Kirchenführung in interreligiösen Fragen folgen. Sollten die westlichen Staaten auch für das Prinzip der gegenseitigen Gleichbehandlung werben, könnten das Resultat in der Tat interessant sein.

  2. Schalom Leonard,

    >>… wie aktuell im Iran. Dort soll noch diesen Monat ein Gesetz in Kraft treten das den Abfall vom muslimischen Glauben unter die Todesstrafe stellt.<< Gemäß der Scharia ist allgemein der Abfall vom islamischen Glauben unter die Todesstrafe gestellt. Es muss also normalerweise kein eigenständiges Gesetz erlassen werden.
    Zum Glück wird die Scharia in vielen moderneren islamischen Staaten nicht oder nur teilweise angewendet.

    Wünsche dir und deiner Familie viel Glück und Erfolg bei der Auswanderung.
    Auch für mich steht das bald an, allerdings in ein arabisches Land.

    Asslama, Uwe

  3. Hallo,

    wo gehts denn bei dir hin? Aus religiösen Gründen, oder eher beruflich?

    Es stimmt das dieses „Gesetz“ bereits in der Scharia verankert ist, aber das schlimme ist ja das es im iran nun direkt angewendet werden soll

    grüße
    Leo

  4. >>wo gehts denn bei dir hin? Aus religiösen Gründen, oder eher beruflich?<<

    Ich gehe nach Tunesien der Liebe wegen und weil ich mich in Deutschland nicht mehr wohlfühle. Hab 30 Jahre lang gearbeitet, bin arbeitslos geworden und jetzt will einen keiner mehr haben. Und wenn man noch die ARGE verklagen muss, um das einem zustehende Geld zu bekommen, ist bei mir das Ende der Fahnenstange erreicht.
    Sobald das durchgestanden ist, werde ich nach Tunesien gehen, dort konvertieren und dann heiraten.
    Wann geht es bei dir los?

    Gruß Uwe

  5. Ich hoffe noch dieses Jahr. Was du erzählst ist leider immer die gleiche Geschichte. Wirklich Schade für Deutschland. Aber was solls, in solchen Dingen sollte man Egoist sein und ruhig das Glück woanders suchen.

    Bis später
    Leo

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