Kürzlich titelten diverse Medien, dass deutschlandweit viele Landkreise aufgrund der angespannten Haushaltssituation drastische Kürzungen im kulturellen Bereich und vor allem in der Jugendarbeit planen. Nachdem nun also schon seit längerer Zeit die entsprechenden Landeszuschüsse weggefallen oder zumindest erheblich verringert wurden, setzt sich dieser Trend nun auch auf der Landkreisebene fort. Betroffen sind Einrichtungen wie Schimmbäder, Museen, Theater aber auch Zuschüsse für Jugendberatung, Weiterbildung, jugendpolitische Betätigung bis hin zu Finanzhilfen für das freiwillige soziale oder ökologische Jahr.
Wenig später rauschten durch den bundesdeutschen Blätterwald Berichte zu den jüngsten Steuerverschwendungen. Der Poliker- und Behördenwahnsinn treibt hier skurile Blüten wie den Bau eines Tunnels mit exklusiver Beleuchtung und Kunstwerken an den Wänden, damit die Bundestagsabgeordneten bei Regen trockenen Fußes zwischen zwei wenige Meter entfernten Gebäudeteilen pendeln können (7,5 Mio EUR!!), die spezielle Züchtung und Aussetzung von 200.000 Regenwürmern auf einem Fußballplatz, wo das Regenwasser nicht ablief oder die Anschaffung von mehreren Hundert Dienstfüllfederhaltern der Marke „Montblanc“ für Bundestagsabgeordnete (Das Schwarzbuch der Steuerverschwendungen 2010 kann auf der Webseite des Bundes der Steuerzahler kostenfrei herunter geladen werden). Der geneigte Leser stellt sich nun die Frage, ob drastische Kürzungen auf der einen und das Verprassen von Steuergeldern in Millionenhöhe auf der anderen Seite zusammen passen. Sicher nicht.
Gerade Kürzungen im Kultur- und Jugendbereich sind immer problematisch. Man soll sich dann bitte nicht wundern und künstlich echauffieren, wenn die Jugend nur noch vor Fernseher und PC hockt, sprachlich und zwischenmensch-lich verkümmert, das soziale Engagement gegen Null geht (warum soll ich dem Staat was geben, wenn ich immer mehr Kürzungen hinnehmen muss) und das allgemeine Kulturverständnis der deutschen Jugend dem von Knäckebrot gefährlich nahe kommt und sich im Wesentlichen auf die neuesten Klingeltöne beschränkt.
Noch viel dramatischer ist jedoch eine weitere Entwicklung. Die Gruppe der braunen Rattenfänger am rechten Rand sollte nicht unterschätzt werden. Denn genau diese versuchen die entstehende Lücke zu füllen, indem sie ihre „Freizeitangebote“ der Jugend offerieren. Schnell werden hier entsprechende Jugendorganisationen gegründet, wo man gemeinsam die freie Zeit verbringen kann und die in Struktur und Angeboten verdächtig Gruppierungen der 1930/40er Jahre ähneln. Dass dort nicht nur Eierlaufen und Sackhüpfen gespielt wird, liegt wohl nahe. Die Ferienlager der „Heimattreuen Deutschen Jugend“, deren Zelte ach so harmlose Namen wie „Führerbunker“ trugen, sind wohl vielen noch aus den Medien bekannt.
Wann sieht man hierzulande endlich ein, dass es dann schon fast zu spät ist und es nicht hilft, wenn Wolfgang Schäuble mit erhobenen Zeigefinger um die Ecke kommt. Es ist die Jugend, die die Zukunft eines Landes ist und die gefördert werden muss. Kindern und Jugendlichen ist es herzlich egal, wie viel Geld in den Staatkassen ist (und dort ist weitaus genug Geld vorhanden). Sie wenden sich dahin, wo sie entsprechende Angebote bekommen. Und dies darf keinesfalls der rechten Abteilung überlassen werden.