Außer Spesen nichts gewesen

Ein unfassbarer „Spesenskandal“ erschüttert derzeit die Grundfeste der britischen Demokratie. Eine Zeitung ist an Unterlagen gekommen, die beweisen dass mindestens 15% (die Dunkelziffer kann man sich natürlich vorstellen) der 640 Abgeordneten den Staat, das Volk um Millionen von Pfund geprellt haben. Bewundernswert und hochinteressant ist hier aber wieder der Prozess mit dem die anscheinend totalitären Regime Europas versuchen solche Probleme zu lösen. Man stelle sich vor es würde nach Volkes Wille gehen, wie es in gutem Demokratien üblich ist. Dann würde ein solcher Skandal überhaupt keine allzu großen Wellen schlagen. Die Abgeordneten würden binnen Stunden zum Rücktritt gezwungen, vor der Tür des Parlamentes verhaftet, Aufhebungen der Immunitäten erwirkt, Hausdurchsuchungen und beschlagnahmen veranlasst und fertig. Im Anschluss müssten dann die Gesetze für solche Spesenabrechnungen auf den Prüfstand. Das ganze wäre binnen Tagen abgewickelt, nach ein paar Monaten wäre auch der letzte Verbrecher verurteilt und könnte beginnen seine Strafe ab zu sitzen.

Stattdessen wird erklärt, gerechtfertigt, entschuldigt, verschwiegen, verschleiert und gedeckt. Alle haben Leichen im Keller, deswegen will niemand weiteren Staub aufwirbeln. Ein oder zwei Sekretäre sind wohl schon zurück getreten und vollmundig wird angekündigt das bald böse Sanktionen gefällt werden. Das Volk schreit indes vollmundig und einstimmig nach sofortigen Neuwahlen, aber wer zur Hölle ist denn schon das Volk?
Die ganze Geschichte wird mit Sicherheit ausgesessen werden, man wird mit anderen Dramen ablenken und dem Volk so klar machen, dass man jetzt in dieser schwierigen Zeit die Politiker braucht. Eine Hand voll Abgeordneter wird noch unter Wahrung der vollen, Lebenslangen Bezüge seinen Hut nehmen und schon ist alles vergessen.

Insofern ist der Spesenskandal in England kein Skandal sondern eine interessantes Beobachtungsobjekt zum Zustand der europäischen Demokratie.

4 Kommentare

  1. Wenn die Gesetze die Spesen zulassen, kann überhaupt niemand verhaftet werden. So ist es nunmal. Der kleine Bürger muss mit seinem Neid schon klar kommen.

  2. Das mag schon sein das der Gesetzgeber sich die Gesetze so gedreht hat das es nicht auffällt wenn sich die Amtsträger bereichern.

    Doch sind diese Menschen nicht trotzdem nur ganz simple Betrüger und Verbrecher da ihre Taten einen gewissen Untreuestraftatsbestand erfüllen?

    Ist es in deinen Augen legitim wenn ein Bürgermeister einfach regional eine Bestimmung erlässt, nach der 20% der örtlichen Gewerbesteuereinnahmen auf sein Privatkonto gehen?

    Mir scheint eher S78872, du scheinst ganz ähnlich verstrickt, involviert, oder warum sprichst du vom Neid des „kleinen Bürgers“. Meinst du man muss es schon weit gebracht haben um Untreuedelikte zu begehen? Ist das eine an zu erkennende Leistung?

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