Vor knapp 3 Wochen veröffentlichten Markus Brauck, Frank Hornig und Isabell Hülsen bei spiegelonline den Bericht „die Beta-Blogger“. Darin griffen sie die deutsche Bloggerszene heftig, wenn auch nicht ganz unberechtigt an. In dem vielbeachteten Artikel wurde dargelegt, das die Bloggerszene Deutschlands in Relation viel kleiner ist, denn die anderen westlichen Ländern. Das in deutschen Blogs eher News kopiert als in eigener Meinung geschrieben wird und das in Nachbarschaftskriegsmanier eher gehetzt anstatt argumentiert wird. Mag alles sein nur eines möchte ich Fragen? Wenn man derart politisches, oder gesellschaftliches Engagement unter den Bloggern vermisst, wieso werden dann Blogs aufgezählt (wie www.pi.net) die alle als vermisst geltenden Kriterien erfüllen und ausgerechnet die werden in dem Beitrag niedergemacht? Und angehängt an diese Frage möchte ich an diese Frage, wie aber auch an den gesamten Artikel antworten.
Es ist ganz einfach. Deutschland hat und hatte nie eine Streitkultur. Wenn man in Israel, oder Jamaika (sind meine besten erste Hand Beispiele) auf die Straße geht, so wird an jeder Ecke intensivst und teilweise lautstark- aber friedlich- über die aktuellsten Nachrichten debattiert. Hier in Deutschland? ein Volk der ja Sager, Nörgler, aber nicht Handler. Ich sehe es ja auch an meinem Blog. Die Besucherzahlen sind fantastisch, die Themen scheinen anziehend denn aus allen Teilen Deutschlands kommen fast 3500 Besucher im Monat um die hier veröffentlichten Meinungen zu studieren. Aber, man liest und verschwindet wieder. Derselbe Blog in den USA wäre übersät mit Kommentaren und regen Diskussionen. Hier in good old Germany, wird wenn überhaupt, nur kommentiert wenn man sich persönlich angegriffen fühlt Grund dafür sind nicht nur 40 Jahre Stasi und zufiele Jahre Schäuble, sondern eben auch das dem Otto Normalbürger die Birne durch die Medien im wahrsten Sinne des Wortes weich gekocht wird. Er schluckt alles, grummelt vielleicht ein wenig, mehr aber nicht. Ich habe dies in meinen Posts schon derart oft erörtert, das für Zustände wie sie in Deutschland herrschen, in anderen Ländern Autobahnen blockiert, Landteile generalbestreikt, Stadtteile abbrennen und im schlimmsten Fall sogar schon Bürgerkriege aus gebrochen sind. Aber der deutsche, der zahlt auch noch die 2,60€/l Benzin bleifrei, grummelt in seinen Bart „Scheiß Staat“ und das wars dann auch.
Vielleicht liegst also nicht an der zwar kleinen, aber feinen Bloggerszene, sondern einfach an einer gesellschaftlichen Verblödung und Versteifung? Man sollte sich mal entspannt bei einem Glas Wein zurück lehnen und sich in deutsche Sprache das Wort „Mainstream“ auseinander nehmen. Umso mehr ich jedenfalls darüber nachdenke, umso gruseliger wird’s mir…
Mir fehlen grundsätzlich die Ideen, wie man in Deutschland überhaupt die Möglichkeit hätte, etwas selbst zu verändern (bzw. viele hunderttausende Menschen zu mobilisieren, das zu wollen). Allein macht man nichts und die Gruppe, die am Stammtisch jeden Samstag über die Politik nörgelt, macht auch keine Anstalten, sich mit anderen ähnlichen Gruppen zusammenzuschließen. Wie auch – man weiß voneinander nicht und die meisten werden nicht einmal wissen, wie man einen Computer einschaltet.
Um wirklich etwas zu verändern, muss man Medien bedienen, die jeden erreichen, der die Meinung teilt und da blieben eigentlich nur riesige mediale Kampagnen, die wohl von Anfang an wegen eines fadenscheinigen Grunds („verfassungsfeindlich“) unterbunden würden. Und genau aus diesem Grund schreibe ich bei mir auch lieber über sprachliche Verfehlungen als über politische Probleme, denn für das eine kann ich Lösungen anbieten, für das andere nicht… Auch ich gehe damit der Diskussion weitgehend aus dem Weg.
Aber ist das nicht eigentlich eine äusserst gefährliche, alarmierende Erkenntniss? Zumal wir in einer Demokratie zu leben glauben.
Wenn ich (nicht das ich das oft tun würde) in der Verfassung blättere, läuft mir ein eiskalter Schauer den Rücken herunter. Denn unsere Verfassung ist meines erachtens ein geniales Meisterwerk der gesellschaftlichen Entwicklung. Nur hat sich das Land langsam aber unaufhaltsam anders orientiert.
Die Erkenntniss dessen was du schreibst eröffnet sich wohl den meisten, doch wird sie deshalb nicht besser sondern kritischer.
Was mir gerade durch den Kopfgeht, wenn ich Sebis Kommentar lese ist, dass ddoch auch ständig irgendwelche flasmobs organisiert werden. Das funktioniert doch auch ohne dass dahinter eine große Medienkampagne steht. es treffen sich da auch hunderte fremde Menschen um zum Beispiel gemeinsam burger zu essen und sinnlose Rekorde auf zu stellen. Ich denke das Problem ist eher, dass jeder denkt er kann nichts erreichen und sich auf andere verlässt, dass diese das Problem lösen sollen.