Megageschäft mit dem Pleitegeier

Das Insolvenzrecht wurde in den letzten Jahren des Öfteren reformiert (was bei den Zahlen der Insolvenzen auch nötig erschien), ist aber gedacht als rechtliche Grundlage zum Schutz der Beteiligten von Insolvenzen vor weiterreichenden Schäden.

Ich habe im Bekanntenkreis des Öfteren Firmeninsolvenzen miterlebt und muss gleich vorab anmerken das es sich zu 99% bei einer Insolvenz um ein unermessliches Privates Drama handelt. Gewinner gibt es bei diesen Spielen aber auch, nämlich den Staat und die Insolvenzverwalter. Ein schönes Beispiel kann ich aus 2004 erzählen. Eine Chemnitzer GmbH war pleite gegangen. Der Geschäftsführer hatte die Firma in dem Glauben übernommen sie wäre sanierbar- war sie aber nicht. Die Schulden summierten sich auf 70.000€. Er versuchte 3 Monate Investoren zum Einstieg zu bringen was jedoch fehlschlug. Am Ende wartete er auf den Bescheid der Sächsischen Aufbaubank die positives Interesse bekundete. Doch Ihre Entscheidung blieb aus. Trotz das die SAB wiederholt mitteilte das es sich nur noch um wenige Wochen bis zur endgültigen Entscheidung handeln könne, meldete der Geschäftsführer im Juli Insolvenz an. Er konnte aus eigener Kraft keine Löhne mehr zahlen und wollte weitere finanzielle Schäden anrichten. Vorher hatte er noch mit allen Gläubigern verhandelt, Anlagevermögen aus der Firma verkauft, womit die Summe der Schulden auf knapp unter 10.000€ gesenkt werden konnte.

Kurze Zeit später wurde ein Insolvenzverwalter bestimmt, der sich anfangs auch eifrig ans Werk machte um noch offene Forderungen ein zu treiben. Das gelang ihm ziemlich gut denn schon wenige Monate später hatte die insolvente Firma schon wieder mehr als 7.000€ auf dem Konto. In der Sekunde jedoch als die letzte Zahlung auf dem Konto verbucht wurde, stellte der Verwalter beim Amtsgericht den Antrag das bis auf Heller und Pfennig, der exakte Betrag des Barem Firmenvermögens, ihm für seine Aufwände überwiesen wird. Dem geschah so.

Seitdem hat sich nicht mehr viel getan. Der Verwalter ist noch sporadisch dabei uneinbringbare Forderungen immer mal wieder an zu mahnen und ruft dazu den ehem. Geschäftsführer teilweise um 22Uhr nochmal an um sich die nun schon teilweise 5 Jahre zurückliegenden Sachverhalte noch einmal erklären zu lassen. Falls noch Geld eingeht, kassiert das der Verwalter gleich für seine Mühen selbst ein. Die letzte Information die mir der Geschäftsführer erzählte war, dass der Verwalter wohl nun (Stand Mai 2008) bald seinen Zwischenbericht fertig hat.

Übrigens hat bei dem Geschäftsführer ein Jahr nach der Insolvenzantragsstellung eine Hausdurchsuchung stattgefunden. Grund „Verdacht der Insolvenzverschleppung“ dabei wurden Unterlagen gesucht die logischerweise schon seit Monaten beim Insolvenzverwalter ordnungsgemäß lagerten.
Vor der Durchsuchung hatte wohl nachweislich nie eine Absprache zwischen Staatsanwaltschaft und Insolvenzverwaltung stattgefunden um Einsicht in die Akten zu nehmen oder um Nach zu fragen ob die Unterlagen dort liegen. Der ehem. Geschäftsführer musste die Hausdurchsuchung am Ende natürlich auch bezahlen und wurde zu 2Jahren auf Bewährung wegen Insolvenzverschleppung verurteilt. er hätte wohl 2 Monate früher anmelden sollen…

Tja, so läuft das immer wieder. Die Staatsanwaltschaften ermitteln nicht mehr, sondern durchsuchen erst mal und begehen damit Verfassungsbruch (denn eigentlich müssten sie erst ermitteln und aufgrund eines schweren erhärteten Verdachts darf dann durchsucht werden), die Insolvenzverwalter kassieren dick ab und bringen damit in den meisten Fällen die Gläubiger um ihr Geld. Ein ehrliches System wäre doch wenn der vermeintlich schuldige- also der Geschäftsführer- unentgeltlich die Firma ab zu wickeln hat, oder? Aber eben nicht in Deutschland. Ein schon einmal insolvent gegangener Geschäftsführer ist dabei auch noch auf alle Zeiten gesellschaftlich gezeichnet und geächtet. In anderen Ländern funktioniert das anders. Dort wird versucht, schnellstmöglich und zum Vorteil der Gläubiger eine kaputt gegangene Firma auf zu lösen. Ein Mensch der schon mal pleite gegangen ist wird für seine Erfahrung geschätzt, denn nur wer weiß wie es sich anfühlt wenn etwas schief geht und was dann passiert, kann in der nächsten Krise adäquat handeln.

So wird in Deutschland weiter die Angst vorm Versagen geschürt, der Mut zu großen Schritten genommen und die Zukunftsfähigkeit der Wirtschaft untergraben.

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