Urlaub mit Gaddafi

Es ist unfassbar! GESTERN noch sind deutsche Touristen mit dem Zielland Ägypten in den Urlaub gestartet…

Bei Interviews am Flughafen fielen folgende Aussagen:

„…am roten Meer ist es ja ruhig…“
„…die Unruhen sind in ja in Kairo“
„…schließlich haben wir Urlaub und den lassen wir uns nicht kaputt machen…“

Andere wussten noch Garnichts von den Zuständen, was bei der Berichterstattung unserer trotz mit „Meinungs- und Pressefreiheit“ gesegneter Gesellschaft nicht wunderlich ist.

Wiederum andere wollten ganz bewusst Kriegstourismus genießen.

Ganz ehrlich, frei raus und ohne mich dafür zu schämen. Ich wünsche ihnen allen den Horrortrip ihres Lebens. Mögen sie in Panik verfolgt, verwundet und von Mubarak in jahrelange Geiselhaft gezwungen werden.

Natürlich kann ich schon eure Köpfe sehen, wie sie sich entsetzt abwenden. Einem hart arbeitenden Deutschen einen schlimmen Urlaub wünschen, nur weil er in Bürgerkriegsregionen Urlaub macht? Fürchterlich. Zumal er ja nichts falsch gemacht hat. Die Flieger fliegen ja noch, TUI hat ja auch einen schicken Katalog ins feine Ägypten, wo ist also das Problem?

Vielleicht ist ja genau das Problem? Das business as usual? Der TUI Katalog? Wirtschaftliche Interessen, die über den Menschenrechten stehen?

An meinen steinalten Beitrag „no Go Area“ denkend, habe ich sie im Ohr, die Beschreibungen so vieler in den letzten Jahren. „…Ah, der Jemen, so exotisch… und Ägypten, so ein tolles, freundliches Land… die tollen Strände Tunesiens… echt eine Reise wert….

Vielleicht sollte man 1.000 entführte deutsche Touristen also als notwendiges Opfer ansehen, damit der gemeine Bürger da draußen endlich wieder seinen eigenen Kopf benutzt bei der Wahl seines wohlverdienten Urlaubsdomiziles. Wie wäre es denn einmal mit der Schweiz, der Ostsee, den USA, Kanada oder Frankreich? Jaja, ich weiß schon, nicht exotisch genug und man kann keine Armut gaffen… Ihr seid widerlich….

3 Kommentare

  1. Da ich den Artikel bereits gestern abend geschrieben hatte, ein kleines

    UPDATE:
    Völlig überraschend, hat sich die Lage in Ägypten weiter zu gespitzt. Das auswärtige Amt gibt eine kleine Reisewarnung, aber keine gravierenden Empfehlungen raus.
    Die Reisegesellschaften bereiten die Evakuierung vor. Die ägyptischen Flughäfen sind rappelvoll mit Ausländern die heim wollen.

    Ich sags noch mal, weil es mir runter geht, wie Öl:

    Lasst sie doch unten! Die Austauschstudenten, Sprachschüler, Touristen und Geschäftsleute. Man wird von volljährigen Menschen doch erwarten können, sich vor einer mehrtausend KM Reise, über das Zielland zu informieren…

  2. Und was dem Fass den Boden ausschlägt: Während die Leute auf der Straße für ihre Freiheit kämpfen, es bereits hunderte Tote gibt, machen die Kandidaten für die Miss Germany derzeit Fotoaufnahmen in Ägypten…zynischer geht’s nicht mehr. Hoffentlich geraten sie in die Fronten.

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